Sonntag, 18. Juli 2010

Facebook Monitoring – Chancen und Gefahren

Blogartikel und Tweets sind prinzipiell frei zugänglich. Einzige Ausnahme ist, wenn ein Nutzer in seinen Einstellungen einstellt, dass nur seine Follower die Nachrichten lesen können. Bei diesen beiden Social Media Plattformen ist es daher offensichtlich, dass diese mithilfe von Software durchsucht und angezeigt werden können. Mit den Daten von geschlossenen Netzwerken wie Facebook sieht das jedoch anders aus.
Ein geschlossenes Netzwerk heißt immer erstmal, sobald ich nicht angemeldet bin, habe ich auch keinen Zugriff auf Daten aus dem Netzwerk. Das war zumindest der Stand bis April diesen Jahres. Wer sich bis dahin bei Facebook eingeloggt hat, konnte nach öffentlichen Statusmeldungen und Diskussionen recherchieren. Die Statusmeldungen jedes Nutzers, der nicht extra ausgeschlossen hat, dass seine Kommentare und Postings privat sind und nur den Freunden angezeigt werden, wurden bei der Suche angezeigt.

Am 21. April diesen Jahres hat Facebook eine Such-Programmierschnittstelle (API) veröffentlicht, die rein technisch den Abruf aller Facebook-Inhalte ermöglicht. Die Schnittstelle greift direkt auf die Daten aus dem so genannten Open Social Graph von Facebook zu. Die folgende Seite zeigt, welche Daten mittels der Schnittstelle recherchiert werden können:
http://developers.facebook.com/docs/api

Neben Statusmeldungen können auch (Fan)Pages, Gruppen, Fotos, Videos und viele weitere Inhalte durchsucht werden. Für die öffentlichen Statusmeldungen gibt es mittlerweile verschiedene kostenlose Tools, die ein Facebook Monitoring ermöglichen. Dazu gehören Booshaka, Kurrently, Openbook, Open Facebook Search und AdTelligence.
Momentan werden bei diesen Suchmaschinen jeweils nur die Statusmeldungen der Nutzer durchsucht. Nach Aussagen der Programmierer von Booshaka ist die Suchmaschinen innerhalb eines Tages erstellt worden. Wenn sich das Team weiterhin mit der Facebook API beschäftigt, ist in einer überarbeiteten Version von Booashaka vermutlich weiter mehr möglich, als nur das Durchsuchen von Statusmeldungen. [1]

Bis auf AdTelligence bieten die Facebook Tools noch keine erweiterten Sucheinschränkungen an. Bei AdTelligence kann nach Status Updates in den Sprachen Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Japanisch und Niederländisch recherchiert werden.
Kurrently durchsucht neben Facebook auch Twitter und bietet damit auch einem Mehrwert gegenüber den anderen Facebook Suchmaschinen an.
Vielen Usern ist gar nicht bewusst, dass mittlerweile jeder – auch ohne Facebook-Account – ihre unverschlüsselten Nachrichten einsehen kann. Die Facebook Nutzer sind oft noch nicht annähernd dafür sensibilisiert, dass „public“ nicht den Freundeskreis meint, sondern die ganze Welt. Die Gründer der Suchmaschine Openbook wollen mit ihrem Tool aufzeigen, wie viele Informationen über die Nutzer Facebook durch die API Schnittstelle zugänglich macht. Ihrer Meinung nach wird seitens Facebook nicht deutlich genug erklärt, wie öffentlich gepostete Meldungen auf Facebook letztendlich sind. Um das zu verdeutlichen, findet sich auf der Webseite der Solgan „Facebook helps you connect and share with the people in your life. Whether you want to or not.” Die Mitarbeiter der consense communications gmbh, die den Blog netz-reputation.de betreiben, haben einen Reality-Check durchgeführt. Sie haben sechs Facebook User mit den Ergebnissen ihrer Recherchen konfrontiert, die bei Openbook über Suchworte wie ‚Chef’ oder ‚Scheiß Arbeit’ zu finden waren. Die meisten Nutzer haben im Anschluss stillschweigend ihre Privatsphäre-Einstellungen geändert. Weitere Informationen dazu finden sich im Artikel "Openbook zeigt peinliche Status-Updates – der Test" [2]

Die Freigabe der Programmierschnittstelle zeigt, wie wenig Wert der Facebook Gründer Mark Zuckerberg auf die Privatsphäre seiner Nutzer legt. Mike Schwede ist der Ansicht, dass die Anonymität der Netzwerke mittelfristig abnehmen wird. [3]

Für Unternehmen ist die Veröffentlichung der Schnittstelle eine gute Möglichkeit, auch bei Facebook zu sehen, was die Kunden über das Unternehmen denken und austauschen. Anbieter automatisierter Lösungen, die ein Monitoring von Facebook anbieten, werden auch auf diese Schnittstelle zugreifen um ihren Kunden Facebook Posts zu liefern. Dass die Möglichkeit, nach Facebook Inhalten zu suchen, jedoch nicht für alle Seiten positiv ist, zeigt der Test vom netz-reputation Blog.

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